Das Gelände der Alten Ziegelei in Mühlacker soll mit einem Wohn- und Gewerbegebiet neu bebaut werden. Seit den 1920er Jahren wurden von der Ziegelei immer wieder vorgeschichtliche Funde und Befunde gemeldet. Eine Prospektion durch das Landesamt für Denkmalpflege 2016 bestätigte den Verdacht einer vorgeschichtlichen Siedlung.
Archäologisch untersucht wurde eine 0,5 ha große Fläche im Westen. Fast alle Befunde datieren in die Urnenfelderzeit, lediglich sechs Schlitzgruben können der Jungsteinzeit zugewiesen werden.
Von der Siedlung haben sich v.a. die stark eingetieften Gruben (überwiegend Vorratsgruben) erhalten sowie drei Pfostengruben. Die Vorratsgruben haben meist das typische kegelstumpfförmige Profil, der schmale Zugangsschacht ist nicht mehr erhalten. Der größte Teil der Gruben war fundleer, nur wenige enthielten Siedlungsüberreste wie Keramik und Tierknochen. Eine der fundreichsten Gruben enthielt die Reste zweier Mondidole bzw. Feuerböcke, die Deutung dieser Objekte ist vielfältig, von profan bis kultisch.
Besonders interessant war ein Grubenkomplex in der Südwestecke des Grabungsareals. Dieser enthielt neben den Vorratsgruben auch eine Feuerstelle und eine ringförmige Struktur. Es ist davon auszugehen, dass die Siedlung sich noch weiter als das Grabungsareal erstreckte.
Eine Überraschung waren die zwei Kinderbestattungen in Hockerstellung. Das erste Grab lag auf der Sohle einer Vorratsgrube in ca. 1,50 m Tiefe, während das zweite schon bei Anlage des Planums zu Tage trat. Bei der zweiten Bestattung handelt es sich um ein drei- bis vierjähriges Kind, bei der ersten um ein neun- bis elfjähriges. Das Geschlecht lässt sich nicht sicher bestimmen, tendenziell aber weiblich. Beigaben gab es in keinem der Fälle. Diese Bestattungsform passt eher in die Jungsteinzeit bis frühe Bronzezeit, da die urnenfelderzeitliche Bestattungsform namensgebend ist für die Epoche. Die Knochen wurden mittels C14-Methode ins 10. - 9. Jh. datiert und fallen damit in die jüngere Urnenfelderzeit. Auch wenn Kinderbestattungen von der üblichen Bestattungssitte in der Vorgeschichte abweichen können, ist der Fund aus Mühlacker bislang einzigartig für die Region.
Quelle: Arch. Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2023, S. 109-113.
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